(30.10.2019, 09:09)Skeptiker schrieb: War das wirklich so? Ich erinnere mich an Proteste dagegen, dass die Subventionen heruntergefahren wurden und die große Aufregung, weil plötzlich, scheinbar überraschend, chinesische Anbieter auf den Markt kamen.
Da hat hat die Solar-Industrie genauso reagiert wie man es von großen, bösen Lobbygruppen gewöhnt ist, sie hat nach dem Staat gerufen und diesen aufgefordert, die Konkurrenz zu diskriminieren.
Ich mache keine Vorwürfe, da dieses Verhalten auch in vielen anderen Gebieten Usus ist und die ausländische Konkurrenz ebenfalls staatliche Hilfe bekommt. Ich stelle nur Tatsachen fest...
Vielleicht liegt es an mir, aber ich verstehe den Punkt grade nicht ganz. In wie weit hat man die Vermarktung von "grünen Strom" verhindert? An und für sich ist es nun mal Fakt, dass es keine zwei getrennten Stromnetze in Europa gibt. Wer also "grünen Strom" erhält, der bezahlt letztlich nur einen Ökostromanbieter, ihn gewöhnlichen Strom zur Verfügung zu stellen.
Was soll hier "grau" gemacht worden sein?
Siehe oben. Es gibt eben nur ein Stromnetz. Irgendwie muss man es hinbekommen, dass der Ökostrom real günstiger ist.
Hier müsste man noch ein bisschen was zum Thema Patente sagen. Ja, Schumpeter habe ich vor langer Zeit gelesen. Fand seine Ausführungen damals sogar recht plausibel.
Ich sehe da ausnahmsweise mal fast ausschließlich den Staat in der Schuld, weder die Industrie, noch die Konsumenten.
Es gibt in Europa so gut wie keine klassischen "Garagenfirmen", wo ein paar Freunde nach der Schule/Uni in der Garage ihrer Eltern versuchen, die Computerwelt zu revolutionieren. Der Grund dafür ist meiner Meinung nach rech simpel. Wir haben zu viele bürokratische Hürden.
Das ist zumindest eine der Dinge, die hier in Euripa fehlt.
Da sehe ich aber einiges anders. Es wurde ja schon öfters diskutiert und ich hoffe es endet nicht schlimm. Ich gehe mal von oben nach unten zu drei Punkten durch:
- Die Proteste richteten sich damals gegen Änderungen bei der bei der Berechnung und Festsetzung der Fördersätze und des EEGs. Aber was die chinesischen Konkurrenten anging, war der berechtigte Vorwurf dass die chinesischen Solarproduzenten vom chinesischen Staat mit (fast) kostenlosen Krediten versorgt werden und man sie hat dauerhaft auch mit Verlusten weiter produzieren lassen. Dagegen kamen die deutschen Unternehmen nicht an. Und deshalb hat man als Ausgleich Einfuhrstrafzölle beantragt und ist damit z.B. in den USA auch durch gekommen. Das ist übrigens eine Sache die die Chinesen bis heute als Vorteil gegenüber dem Kapitalismus ansehen. Sie sagen sie könnten produzieren, auch da wo der westliche Kapitalismus wegen Verlusten es nicht kann. Das man hier die berechtigen Zölle nicht erheben wollte/will ist weil man sich vor Konsequenzen für andere Industrien fürchtet und deshalb hat man die Solarindustrie "über die Klinge" springen lassen.
- Zum dem Punkt dass die Lobbys gleich seien. Die Stromkonzerne haben schon immer und tun es bis heute, gegen Transparenz gekämpft. Das ist das Gegenteil von dem was die Lobby der EE verlangt. Siehe hier:
Zitat:Aufgrund der Kombination von fehlender Transparenz und Verweigerung des Rechtsschutzes entziehen sich die Genehmigungen der Stromnetzentgelte durch die Regulierungsbehörden praktisch jeglicher Überprüfung und Kontrolle – sowohl in rechtlicher Hinsicht durch diejenigen, die die Entgelte im Ergebnis zu zahlen haben (Letztverbraucher, Energiehändler), als auch in politischer Hinsicht durch diejenigen, die die Betroffenen vertreten (Verbraucherschutzverbände, interessierte Öffentlichkeit, gewählte Repräsentanten in den jeweiligen Netzgebieten).
https://www.agora-energiewende.de/veroeffentlichungen/stromnetzentgelte-eine-blackbox-die-nicht-geoeffnet-werden-kann/
https://www.agora-energiewende.de/filead...te_WEB.pdf
- Zu dem Punkt es gäbe nur ein Stromnetz und deshalb sei die Vermarktung von grünem Strom nicht möglich: Das wurde schon zigfach widerlegt und klingt nur oberflächlich schlüssig. Wenn dem so wäre, dann könnte man von einem Geldautomaten auch nur ein Konto bedienen was nicht stimmt. Und auch an der Strombörse werden tag täglich unterschiedliche Stromangebote gehandelt, von langfristigen Verträgen über kurzfristig bis hin zur Regelenergie. Selbstverständlich könnte/kann man auch grünen Strom handeln. Das ist nur eine weitere Gruppe von Anbietern/Käufer.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.