(31.10.2019, 19:22)Skeptiker schrieb: Natürlich kannst du den Anbietern von grünen Strom Geld dafür zahlen, dass man dir irgendwelchen Strom zur Verfügung stellt.
Das Kernargument ist, dass der Anteil von Ökostrom nicht 100% erreichen kann, weil das voraussetzen würde, dass Strom genau dann verbraucht wird, wenn grade welcher produziert wird.
Das stimmt auch, das ist das was zur Zeit möglich ist, wie z.B. bei enyway:
Zitat:was passiert, wenn die Anlage gerade keinen Strom produziert?zumindest noch, ist das die einzige Möglichkeit. Strom nur als Volumen zu kaufen. Vielleicht bin ich aber auch nicht auf dem Laufenden.
Du beziehst deinen Strom vollständig von deinem persönlichen Stromverkäufer. In Zeiten, in denen deine ausgewählte Anlage keinen Strom produziert – zum Beispiel weil die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht – kauft dein Stromverkäufer zertifizierten Ökostrom aus anderen umweltfreundlichen Erzeugungsanlagen dazu, um deinen Bedarf vollständig zu decken. Und das genauso zuverlässig wie bei deinem alten Stromanbieter.
https://www.enyway.com/de/strom-kaufen
Allerdings kann man Geld auch vom Konto abheben, wenn das Bargeld von jemanden ganz anderem bei der Bank zur Gutschrift eingeworfen wurde. Nun braucht man Bargeld allerdings nicht in dem Sinne extra zu speichern wie Strom. Insofern verstehe ich das Argument schon.
Deshalb versuche ich die Thematik nochmal mit mit einem anderen Bild darzustellen. Stelle dir vor die Autobahnen wären privatisiert und im Besitz von einem Unternehmen. Nun besitzt das selbe Unternehmen aber auch noch eine Supermarktkette, sagen wir Tengelmann. Auch darauf hat das Unternehmen ein Monopol, es sei die einzige Supermarktkette in Deutschland. Nun versorgt das Unternehmen seine Filialen mit LKWs (neben anderen privaten PKWs)die über die Autobahnen fahren. Alles geht seinen geregelten Gang. Jetzt kommt aber ein anderes Unternehmen das sagt es möchte auch eine Supermarktkette betreiben und auch mit LKWs, die auch über die Autobahn kommen, beliefern. Nun fängt das "Chaos" an. Der Autobahnmonopolist sagt, nein das geht nicht denn die Autobahn reicht nur für unsere LKWs aus, ansonsten gäbe es Stau und verweigert die Durchfahrt. Der neue klagt nun und es entsteht daraufhin eine Autobahn-Regulierungsbehörde und die Firma Tengelmann wird gezwungen auch andere LKWs durchfahren zu lassen. Tatsächlich entsteht jetzt Stau, wo vorher noch Tengelmann seine LKWs ganz geordnet dann fahren lassen konnte wenn wenig Verkehr war, fahren nun LKWs völlig unkoordiniert.
Also dass eine Planwirtschaft einiges einfacher macht ist soweit ja auch klar und verständlich. Wenn da nicht das Problem wäre, dass die Innovationsfreudigkeit und Fähigkeit zum erliegen kommt. Und in unserem Fall Umweltschäden verursacht werden und gleichzeitig man keine Fähigkeit hat und sich auch nicht zulegen will, z.B. den Strom zu speichern und zu koordinieren wenn man andere in's Netz lassen muss. Genau dies ist aber notwendig in der Marktwirtschaft. Das heißt diese Konstellation, dass Unternehmen ein Oligopol/Monopol ist auf Transport und Erzeugung betreiben ist absolut problematisch.
Aber nun noch mal zu dem Kernargument bei 100% Ökostrom und der mangelnden Speicherfähigkeit von Strom, also ihn genau dann zu verbrauchen wenn er erzeugt wird:
Der Netzbetreiber hat die Information wann und wo gerade jemand einspeist und wo verbraucht wird. Diese Information kann er offen legen, was er nicht tut, also muss er es selbst regeln, was er aber nicht will, zumindest wenn möglich nicht für andere.
Wäre die Information verfügbar und verwendbar, könnte man sehr wohl z.B. Biogasanlagen dann hoch drehen wenn andere EEs gerade nicht einspeisen können. Ok, eigentlich will man von Biogas wieder irgendwann weg, zumindest nicht ausbauen. Es könnten auch externe Anbieter auftauchen, die ihren Haus- oder Autospeicher zur Verfügung stellen oder eine Power-To-Gas-Anlage etc.pp.
Das Argument mit den 100% kommt mir ungefähr so vor: Zuerst müssen alle Probleme für 100% gelöst sein, erst dann könne man umstellen oder ein wenig Wettbewerb zu lassen. Das ist aber der zweite Schritt vor dem ersten, die Innovationen kommen durch den Markt. Oder wir können unser Marktmodell gleich auf den Müllhaufen der Geschichte werfen.
Ich sehe da leider immer noch parallelen mit dem Plastikmüll und dem grünen Punkt. Teuer und wenig effektiv. Firmen wie z.B. Erdal mit den Frosch-Produkten machen das. Verpackung zu 100% recyclet und Inhalt biologisch abbaubar. Die Firmenaussage: 100% Recycling ist möglich, wenn man es will und richtig macht. So ist das mit Ökostrom auch.
Das Problem ist, wenn wir es wieder so halbherzig machen hat die Umwelt kaum Gewinn und die Kosten sind hoch.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.