(29.11.2019, 18:52)Skeptiker schrieb:
Dir ist aber schon klar, dass "bevormunden" hier etwas völlig anderes bedeutet?
Bei den Despoten ist es so, dass diese eine Art "kollektive Selbstbestimmung" erhalten wollen (hinter der sich dann die eigenen Herrschaft oder Ideologie verbirgt), bei mir geht es aber ganz konkret darum, selbst auszuwählen, was auf den Teller kommt.
Das ist sicherlich eine Glaubensfrage, denn man kann weder das für, noch das wider beweisen.
In Übrigen will ich nicht bestreiten, dass große Unternehmen starke Lobbygruppen haben. Das macht es für den Mittelstand und innovative Starter aber nicht einfacher.
Also, wenn du wirklich mit den öffentlichen Verkehrsmittel zur Arbeit fährst, dann kannst du dir folgende Situation vorstellen: Du quetscht dich auf einen Stehplatz und darfst auf den nächsten Haltestellen erleben, wie in dem ohnehin vollen Bus immer noch mehr Menschen eintreten wollen.
Je nach Gegend lernst du denn noch eine gewisse Vielfalt von verschiedenen Musikgeschmäckern, Gesprächslautstärken und Hygienevorstellungen kennen. Abgesehen davon kann das Ding während der gesamten Zeit aus nahezu nichtigen Anlässen auch noch zu spät kommen.
Auf den Sitzplätzen sieht man dann Reste von Kaugummi.
Das Auto ist da in der Tat eine Blase.
Weiß nicht was es da zu lachen gibt, aber zuallererst sagte ich ja, dass ich die Argumentation von da kenne. Und so unterschiedlich ist es auch nicht. Bei dir geht es darum zu sagen, die lärmgeschädigten Menschen haben keine Rechte und bei z.B. China darum zu sagen, einzelne Menschen haben generell weniger Rechte. Du willst dich "für deinen eigenen Teller", darüber hinweg setzen und China will sich für den eigenen "Staatsplan" darüber hinweg setzen. Das ist weniger unterschiedlich als du vielleicht glauben willst.
Bei uns im Ort (und auch in den Nachbarorten) toben auch seit langem (d.h. Jahrzehnten) schon deswegen die Kämpfe. Da hat sich genau deswegen sogar eine eigene Partei, eine Frei Wähler Gemeinschaft gebildet. Da geht es immer drum Stadtplanungen die den Straßenlärm in der eigenen Straße erhöhen könnten, etwas entgegenzusetzen. Die Argumentation "man wolle sich nicht bevormunden lassen" kam aber noch nirgends zum Glück. Sondern es ging immer um die Sache, nämlich Stadtplanung und Lärmschutz unter einen Hut zu bringen.
Das mit der Dominanz der Industrie ist auch absolut keine Glaubensfrage. Selbst das Wirtschaftsforschungsinstitut der Industrie, das Ifo-Institut, sagt dass wo früher noch unterschiedliche Indikatoren erforderlich waren die Wirtschaftstätigkeit zu ermitteln, braucht man heute eigentlich nur noch die der Industrie. Und zwar genau deshalb weil andere Wirtschaftsgruppen immer weniger Rolle im Wirtschaftsleben spielen. Oft auch ganz gezielt gewollt, z.B. die Verwendung von Briefkastenfirmen und Ertrags- bzw. Steuerverschiebung. Der einzelne Buchladen zahlt teils höhere Steuersätze als die Kette. Da taten sich einzelne Unternehmer zusammen um eine gemeinsame Vermeidungsstrategie per Briefkasten zu entwickeln. Und prompt gab es eine Gesetzesänderung. Nicht um generell Briefkastenfirmen zu erschweren, nein sondern nur Kleinunternehmen sollten dieses Werkzeug nicht nutzen dürfen.
Nun gut, eine weitere Diskussion wird vermutlich wenig neues zu Tage fördern. Nur dass es da zwei "Fronten" gibt. Die "Ich will mich nicht bevormunden lassen" - "Proklamation" ist für mich eine Vorstellung von Scheinfreiheit, bei der es in Wirklichkeit darum geht, den betroffener Menschen die Rechte abzusprechen.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.