Wie immer gilt: "Dieser Beitrag stellt ausschließlich eine persönliche Meinung dar. Er erhebt weder Anspruch auf vollständige Richtigkeit, noch sollte jemand seine Inhalte ungeprüft übernehmen."
Früher, da war die Welt noch in Ordnung. Die eher konservativen oder "bürgerlichen" Parteien beriefen sich auf gewisse ihrer jeweiligen Agenda nahestehenden Ökonomen, während die linken Parteien ihre ökonomischen Vordenker in der Regel in gewerkschafts- oder parteinahen Instituten hatten. Die akademische Ökonomie stand trotz einzelner Gegenbeispiele im Ruf, eher wirtschaftsliberale Positionen zu vertreten und schon sozial bürgerlich zu sein.
Doch inzwischen hat sich das Bild seltsam geändert.
Es ist ja bereits ein offenes Geheimnis, dass viele politisch eher links stehende Wirtschaftspolitiker den Keynes und seine Theorien für sich entdeckt haben. In einigen Kreisen heißt es gar, dass Keynes inzwischen von Links vereinnahmt wurde und es wird nur noch darüber diskutiert, ob dies bereits in der Theorie angelegt oder eine "zufällige" Entwicklung war.
Der Trend setzt sich fort. Auch Schumpeter wird mit seiner Schöpferischen Zerstörung nun zum unerwarteten Stichwortgeber, wenngleich von beiden Seiten, und selbst relativ linke Publizisten entdecken Ludwig Erhards alte Ideen vom "Wohlstand für Alle" für sich.
Mit einer gewisse Prise Humor könnte man davon sprechen, dass die überraschte Öffentlichkeit hier Augenzeuge einer verbotenen Liebesaffäre wird.
Denn bis vor nicht allzu langer Zeit galt es in linken Kreisen als chic, fast die gesamte akademische Wirtschaftswissenschaft als Ausdruck eines falschen Bewusstseins, als bürgerliche Ideologie, mit nur fragwürdigen Ansprüchen auf objektive Erkenntnis anzusehen. Mit Ausnahme vielleicht jener Fakultäten, in denen man sich explizit mit der Lehre von Marx und ihren Konsequenzen auseinandergesetzt hat.
Eigentlich ist es nur folgerichtig, dass nun auch wieder der Blickwinkel auf Ökonomen wie Keynes erweitert wird. Schon Marx hatte seine Mehrwerttheorie von David Ricardo und auch viele akademisch-bürgerliche Ökonomen haben sich mit Marx als ökonomischen Theoretiker auseinandergesetzt.
Dennoch halte ich diesen Trend für gleichermaßen beachtenswert und überraschend. Lustigerweise werden auch die Rezepte als vorbildlich für eine soziale Marktwirtschaft gelobt, die von den sogenannten Neoliberalen kamen. Also einer Gruppe von politisch liberalen Denkern, die ihre Wirtschafts- und Sozialpolitik nach den Erfahrungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts umstellen wollten.
Selbstredend darf gezweifelt werden, ob man Antworten, die sich auf einen Zustand vor fast 100 Jahren beziehen, sinnvoll auf Fragestellungen der Jetztzeit anwenden kann.
Wer weiß aber, ob der klischeehafte Zusammenhang zwischen wirtschaftswissenschaftler Theoriebildung und wirtschaftsliberaler Grundhaltung nicht bald der Vergangenheit angehört?
Es ist für die Ökonomen auch verführerisch. Indem man sich selbst die Kompetenz zuspricht, etwas darüber zu sagen wie man ganze Volkswirtschaften regulieren kann, erhält man Zugang zu gut bezahlten öffentlichen Stellen, Ansehen in der Bevölkerung und das Gefühl von Macht, aber man kann auch seinen Wunsch befriedigen, Menschen durch seine Forschungen direkt zu helfen.
Auch von Seiten der Bevölkerung besteht meiner Ansicht nach seit der Weltwirtschaftskrise 2008 ein Bedürfnis nach einer wissenschaftlich grundierten Wirtschaftspolitik, die den Wohlstand sicherstellt und zukünftige Krisen vermeidet. Durch Corona und Trumps Handelspolitik scheint mir das Bedürfnis eher gewachsen zu sein. Ein altmodischer Wirtschaftsliberaler, der tendenziell alles den Markt überlassen will, hat da kein passendes Angebot. Eher noch macht er sich lächerlich, weil diese Position nun ebenfalls zum Klischee geworden ist.
Ich halte das für eine spannende Entwicklung, die man im Auge behalten sollte.
Meinung und Kritik sind willkommen.
Früher, da war die Welt noch in Ordnung. Die eher konservativen oder "bürgerlichen" Parteien beriefen sich auf gewisse ihrer jeweiligen Agenda nahestehenden Ökonomen, während die linken Parteien ihre ökonomischen Vordenker in der Regel in gewerkschafts- oder parteinahen Instituten hatten. Die akademische Ökonomie stand trotz einzelner Gegenbeispiele im Ruf, eher wirtschaftsliberale Positionen zu vertreten und schon sozial bürgerlich zu sein.
Doch inzwischen hat sich das Bild seltsam geändert.
Es ist ja bereits ein offenes Geheimnis, dass viele politisch eher links stehende Wirtschaftspolitiker den Keynes und seine Theorien für sich entdeckt haben. In einigen Kreisen heißt es gar, dass Keynes inzwischen von Links vereinnahmt wurde und es wird nur noch darüber diskutiert, ob dies bereits in der Theorie angelegt oder eine "zufällige" Entwicklung war.
Der Trend setzt sich fort. Auch Schumpeter wird mit seiner Schöpferischen Zerstörung nun zum unerwarteten Stichwortgeber, wenngleich von beiden Seiten, und selbst relativ linke Publizisten entdecken Ludwig Erhards alte Ideen vom "Wohlstand für Alle" für sich.
Mit einer gewisse Prise Humor könnte man davon sprechen, dass die überraschte Öffentlichkeit hier Augenzeuge einer verbotenen Liebesaffäre wird.
Denn bis vor nicht allzu langer Zeit galt es in linken Kreisen als chic, fast die gesamte akademische Wirtschaftswissenschaft als Ausdruck eines falschen Bewusstseins, als bürgerliche Ideologie, mit nur fragwürdigen Ansprüchen auf objektive Erkenntnis anzusehen. Mit Ausnahme vielleicht jener Fakultäten, in denen man sich explizit mit der Lehre von Marx und ihren Konsequenzen auseinandergesetzt hat.
Eigentlich ist es nur folgerichtig, dass nun auch wieder der Blickwinkel auf Ökonomen wie Keynes erweitert wird. Schon Marx hatte seine Mehrwerttheorie von David Ricardo und auch viele akademisch-bürgerliche Ökonomen haben sich mit Marx als ökonomischen Theoretiker auseinandergesetzt.
Dennoch halte ich diesen Trend für gleichermaßen beachtenswert und überraschend. Lustigerweise werden auch die Rezepte als vorbildlich für eine soziale Marktwirtschaft gelobt, die von den sogenannten Neoliberalen kamen. Also einer Gruppe von politisch liberalen Denkern, die ihre Wirtschafts- und Sozialpolitik nach den Erfahrungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts umstellen wollten.
Selbstredend darf gezweifelt werden, ob man Antworten, die sich auf einen Zustand vor fast 100 Jahren beziehen, sinnvoll auf Fragestellungen der Jetztzeit anwenden kann.
Wer weiß aber, ob der klischeehafte Zusammenhang zwischen wirtschaftswissenschaftler Theoriebildung und wirtschaftsliberaler Grundhaltung nicht bald der Vergangenheit angehört?
Es ist für die Ökonomen auch verführerisch. Indem man sich selbst die Kompetenz zuspricht, etwas darüber zu sagen wie man ganze Volkswirtschaften regulieren kann, erhält man Zugang zu gut bezahlten öffentlichen Stellen, Ansehen in der Bevölkerung und das Gefühl von Macht, aber man kann auch seinen Wunsch befriedigen, Menschen durch seine Forschungen direkt zu helfen.
Auch von Seiten der Bevölkerung besteht meiner Ansicht nach seit der Weltwirtschaftskrise 2008 ein Bedürfnis nach einer wissenschaftlich grundierten Wirtschaftspolitik, die den Wohlstand sicherstellt und zukünftige Krisen vermeidet. Durch Corona und Trumps Handelspolitik scheint mir das Bedürfnis eher gewachsen zu sein. Ein altmodischer Wirtschaftsliberaler, der tendenziell alles den Markt überlassen will, hat da kein passendes Angebot. Eher noch macht er sich lächerlich, weil diese Position nun ebenfalls zum Klischee geworden ist.
Ich halte das für eine spannende Entwicklung, die man im Auge behalten sollte.
Meinung und Kritik sind willkommen.