| 26.07.2024, 10:04 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.07.2024, 10:06 von Boy Plunger.)
Worum ist Remy Cointreau nur leicht unterbewertet? Wie stellst du fest, ob ein Unternehmen Qualität hat oder nicht?
Viel Erfolg!
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Trading is both, the easiest thing to do and also the most demanding thing you've ever done in your entire life. It can ruin your life, your family, and everything you touch if you don't respect it, or it can change your life, your families, and give you a feeling that is hard to find elsewhere if you succeed.
Remy Cointreau ist nur 'leicht unterbewertet', weil sie vorher (2021, 2022) stark überbewertet war.
Wäre die Aktie vom fairen Wert aus so weit gefallen, wäre sie massiv unterbewertet. Ist sie aber nicht.
Laut eigener Aussage hast Du Dich doch umfassend mit der Börse beschäftigt. Es muss Dir eigentlich klar sein, wie viel ein Unternehmen ungefähr wert ist. Welche Kennzahl man nimmt ist im Prinzip egal, nehmen wir zur Veranschaulichung das Kurs- Umsatzverhältnis:
31.03.2003: 1,08 = stark unterbewertet
31.03.2021: 7,81 = stark überbewertet
26.07.2024: 3,11 = leicht unterbewertet
Qualitativ gut sind Unternehmen, denen ich eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit zuordne. Zum Beispiel Bains de Mer, Anheuser Busch Inbev, Coca Cola, usw.
| 27.07.2024, 09:56 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.07.2024, 11:04 von Boy Plunger.)
(27.07.2024, 07:46)Gruenfeld schrieb: Remy Cointreau ist nur 'leicht unterbewertet', weil sie vorher (2021, 2022) stark überbewertet war.
Wäre die Aktie vom fairen Wert aus so weit gefallen, wäre sie massiv unterbewertet. Ist sie aber nicht.
Laut eigener Aussage hast Du Dich doch umfassend mit der Börse beschäftigt. Es muss Dir eigentlich klar sein, wie viel ein Unternehmen ungefähr wert ist. Welche Kennzahl man nimmt ist im Prinzip egal, nehmen wir zur Veranschaulichung das Kurs- Umsatzverhältnis:
Selbst Warren Buffett und Charlie Munger wichen in ihrer Berechnungsweise des "fairen Wertes" voneinander ab. Es existiert keine allgemeingültige Formel. Die Auswahl einer Kennziffer ist von elementarer Bedeutung, wobei auch diese allein keine hinreichende Aussagekraft besitzt. In der Praxis ist die Firmenbewertung anhand einer einzigen Zahl nicht üblich.
Als Beispiel sei hier die NVDA-Aktie angeführt, für die eine 20-Jahres-Range des KUV von 1,02 bis 40,7 ermittelt wurde. Dabei stellt sich die Frage, ob die Mitte des KUV von 19,68 nun als "fairer Preis" bezeichnet werden kann. Diese Sichtweise erscheint zu simplifiziert. Inwiefern sind zudem die Entwicklungen von Umsatz und Gewinnen, Margen, freiem Cashflow sowie der aktuellen Bewertung zu berücksichtigen? Phasen hohen Unternehmenswachstums erfolgt eine hohe Bewertung von Aktien. Es stellt sich die Frage, ob die Märkte irgendwann gesättigt sind und keine neuen Impulse mehr zu erwarten sind.
Eine ähnliche Vorgehensweise lässt sich beim KBV der NVDA-Aktie anwenden. Aufgrund der zahlreichen Aktienrückkäufe US-amerikanischer Unternehmen, die über den Buchwert durchgeführt wurden, ist das KBV aus empirischer Sicht stark verzerrt. Die 20-Jahres-Spanne des KBV liegt zwischen 1,57 und 61,82, was einem "fairen Wert" von 30,13 entspricht. Dies impliziert, dass ein Wert von über 30,13 als teuer und ein Wert darunter als unterbewertet betrachtet werden kann. Diese Betrachtungsweise ist zwar intuitiv einleuchtend, jedoch nicht als optimal zu erachten.
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| 27.07.2024, 10:05 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.07.2024, 10:22 von Boy Plunger.)
(27.07.2024, 07:46)Gruenfeld schrieb: Qualitativ gut sind Unternehmen, denen ich eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit zuordne. Zum Beispiel Bains de Mer, Anheuser Busch Inbev, Coca Cola, usw.
Der Begriff der Qualität ist relativ und abhängig von verschiedenen Einflussfaktoren. So kann die Reputation einer Marke zwar einen Einfluss auf die Wahrnehmung durch Kunden haben, jedoch ist die tatsächliche Qualität eines Unternehmens von wesentlich größerer Bedeutung. Es ist daher empfehlenswert, die Qualität eines Unternehmens messbar zu machen, um eine fundierte Entscheidungen treffen zu können. Die Wachstumsphase von Konsumgütern ist lange vorbei.
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Zitat:Inwiefern sind zudem die Entwicklungen von Umsatz und Gewinnen, Margen, freiem Cashflow sowie der aktuellen Bewertung zu berücksichtigen?
Das Kurs/Umsatz- Verhältnis war nur ein Beispiel. Es spricht nichts dagegen 5 oder 10 Kennziffern zu verwenden.
Zitat:Die Wachstumsphase von Konsumgütern ist lange vorbei.
Kein Problem. Zum Zeitpunkt-- wo Unternehmen hohes Wachstum ausweisen- kaufe ich nicht.
Ich warte auf kein oder negatives Umsatzwachstum. Wie hier bei Remy Cointreau.
| 27.07.2024, 11:15 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.07.2024, 11:17 von Boy Plunger.)
(27.07.2024, 10:58)Gruenfeld schrieb: Das Kurs/Umsatz- Verhältnis war nur ein Beispiel. Es spricht nichts dagegen 5 oder 10 Kennziffern zu verwenden.
Ich wollte nur mal nachfragen, ob du fünf oder zehn Kennziffern verwendest. Und hast du einen festen Standard für jede beliebige Aktie?
Was ist mit der Erstellung einer Unternehmensanalyse inklusive Bewertung nach einer anerkannten Bewertungsmethode der Fundamentalanalyse (DCF-Modell, Multiple-Valuation, Sum-of-the-parts-Modell, Peergroup-Vergleich)?
Hast du dich mit der Bewertung von Unternehmen mal intensiv auseinandergesetzt?
(27.07.2024, 10:58)Gruenfeld schrieb: Zum Zeitpunkt-- wo Unternehmen hohes Wachstum ausweisen- kaufe ich nicht.
Ich warte auf kein oder negatives Umsatzwachstum. Wie hier bei Remy Cointreau.
Warum kaufst du erst, wenn das Geschäft stagniert oder zurückgeht?
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Trading is both, the easiest thing to do and also the most demanding thing you've ever done in your entire life. It can ruin your life, your family, and everything you touch if you don't respect it, or it can change your life, your families, and give you a feeling that is hard to find elsewhere if you succeed.
Zitat:Warum kaufst du erst, wenn das Geschäft stagniert oder zurückgeht?
Weil es zwangsläufig so kommt. Nur für diskrete Zeiträume kann es hohes und/oder stetiges Wachstum geben.
Nehmen wir MLP. Wachstum bis 2001 enorm, KGV dreistellig. Crash. Wachstum weg. Neues normal: Seit einem Jahrzehnt KGV ~10 bis 15.
Zitat:Was ist mit der Erstellung einer Unternehmensanalyse inklusive Bewertung nach einer anerkannten Bewertungsmethode der Fundamentalanalyse (DCF-Modell, Multiple-Valuation, Sum-of-the-parts-Modell, Peergroup-Vergleich)?
Von einem DCF- Modell halte ich nichts. Wie von den angeblichen Analysten. Sie passen die Modelle und ihre Kursziele mit einer gewissen Verzögerung dem Kursverlauf an. Vermutlich ist die Absicht, den vorherrschenden Trend mit wiederholten Empfehlungen zu verstärken.
| 27.07.2024, 16:46 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.07.2024, 18:03 von Boy Plunger.)
(27.07.2024, 12:47)Gruenfeld schrieb: Weil es zwangsläufig so kommt. Nur für diskrete Zeiträume kann es hohes und/oder stetiges Wachstum geben.
Nehmen wir MLP. Wachstum bis 2001 enorm, KGV dreistellig. Crash. Wachstum weg. Neues normal: Seit einem Jahrzehnt KGV ~10 bis 15.
Wenn die Wachstumszahlen immer höher werden, wird es für ein Unternehmen mittel- bis langfristig immer schwieriger, dieses Wachstum zu halten. Diese Schlussfolgerung ist im Prinzip korrekt, aber man sollte immer darauf achten, welches Wachstum gemeint ist und von welchem Niveau wir starten. Ich glaube, du meinst eigentlich das Gewinnwachstum. Das KGV ist eine der schlechtesten Kennzahlen, um zu bewerten, ob ein Unternehmen kaufenswert ist. Warum? Die meisten Unternehmen sind nun mal "preiszyklisch". Das heißt, du kaufst ein "günstiges" KGV am Hoch im Zyklus. Diese Unternehmen sind oft im Bereich Value unterwegs.
Es ist empfehlenswert die Unternehmen nochmal zu unterteilen, um die beste Analyse zu machen. Je nach Größe und Art des Unternehmens ist nämlich eine andere Bewertungsmethode optimal. Ich habe mal den Begriff "preiszyklisch" für Unternehmen am Aktienmarkt geprägt. Damit meine ich, dass sie wie Achterbahnunternehmen sind. Dafür gibt es nur wenige Unternehmen, die ein echtes Monopol, Oligopol, einen Burggraben, Marktführer oder Kostenführer sind. Diese zyklischen Unternehmen kann man in die Kategorie Massenunternehmen einordnen. Ihnen fehlt der Wettbewerbsvorteil und sie stehen in einem harten Preiskampf. Wenn du nur den Gesamtmarkt nach Kennzahlen analysierst, schaust du dir meistens nur die kleinen und mittelgroßen Unternehmen im Massenmarkt an. Dabei kannst du auch mal die großen Unternehmen aus den anderen Märkten aus den Augen verlieren.
Ich glaube, dass es für ein Unternehmen am Aktienmarkt langfristig besser ist, wenn es ein gleichmäßiges Wachstum zeigt. Es gibt nicht viele Unternehmen, die diesen Qualitätsansprüchen genügen. Ich finde Unternehmen besonders spannend, die sogar in einer Rezession stark wachsen und in jeder Wirtschaftsphase gutes Geld verdienen. Es gibt nicht viele Unternehmen, die das schaffen. Meistens sind das die ganz großen Läufer, wenn der nächste Bullenmarkt kommt. Kleine und mittlere Unternehmen haben auf lange Sicht das größte Wachstumspotenzial. Sie sind am Markt fokussiert und keine Gemischtwarenläden.
Meine Analyseergebnisse zeigen, Value-Käufe machen am meisten Sinn, wenn das Unternehmen schon immer Value war - Kategorie 1. Das ist eine solide Grundlage für den Kauf des Unternehmens. Wenn das Unternehmen dann zu einem Wachstumswert wird, wird es richtig spannend, weil ich das Unternehmen noch zu einer sehr günstigen Bewertung kaufen kann. Das sind in der Regel kleine und mittlere Unternehmen. Die Preisbildung ist ineffizient in diesem Bereich.
Die Performance dieser ewigen Value-Werte ist am besten. Von "Fallen Angels" rate ich ab. Das sind Unternehmen aus einem sehr wettbewerbsintensiven Bereich, die früher mal Hot Stocks waren - Kategorie 2. Finger weg von "Venture Capital"-Unternehmen - Kategorie 3. VC bedeutet, dass die Unternehmen nur Geld verbrennen, und zwar immer.
Kategorie 2 ist deutlich schlechter in der Performance als Kategorie 1. Kategorie 3 ist am schlechtesten.
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| 27.07.2024, 17:02 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.07.2024, 18:06 von Boy Plunger.)
(27.07.2024, 12:47)Gruenfeld schrieb: Von einem DCF- Modell halte ich nichts. Wie von den angeblichen Analysten. Sie passen die Modelle und ihre Kursziele mit einer gewissen Verzögerung dem Kursverlauf an. Vermutlich ist die Absicht, den vorherrschenden Trend mit wiederholten Empfehlungen zu verstärken.
Ich denke, du hältst nicht besonders viel von den Methoden der Instis, obwohl diese die Kurse am meisten beeinflussen. Ob deine Preisbildung durch Kennziffern besser ist, weiß ich nicht.
Ich persönlich finde eine bewertungsorientierte Bewertung als Schwerpunkt ziemlich gut. Die Prognose ist dann so eine Art Feintuning, wobei man da eigentlich nur einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren braucht, weil die Analysten da noch ganz gut mit ihren Schätzungen liegen. Bei Prognosen für die nächsten fünf bis zehn Jahre kann man sich ziemlich sicher sein, dass sie nicht stimmen. Die meisten Instis arbeiten prognoseorientiert. Wenn du bei einer bewertungsorientierten Analyse gut bist, kannst du dir einen "Edge" erarbeiten.
Es ist immer spannend, wenn die Erwartungen bei den Schätzungen viel zu pessimistisch waren. Trends werden oft viel zu stark in eine Richtung extrapoliert. Besonders spannend wird es, wenn die Erwartungen bei den Schätzungen viel zu konservativ oder gar pessimistisch waren.
Überleg dir mal, was ein Analyst davon hat, wenn er dir eine Empfehlung gibt. Es heißt ja, dass es diese Chinese Walls gibt. Aber letztlich hat doch jeder sein Eigeninteresse. Möchtest du Aktien kaufen oder verkaufen? Bist du Long oder Short?
Wirecard wurde als Kaufempfehlung ausgesprochen, obwohl mehrere Instis schon Verdacht schöpfen. Augen auf!
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Zitat:Ich denke, du hältst nicht besonders viel von den Methoden der Instis, obwohl diese die Kurse am meisten beeinflussen.
Vielleicht verbreiten sie Pseudo- Analysen, um naive Anleger zu verwirren? Und die eigentlichen Methoden behalten sie für sich.
Zitat:Es ist immer spannend, wenn die Erwartungen bei den Schätzungen viel zu pessimistisch waren.
Ja, pessimistische Einschätzungen und niedrige Kursziele sind (als Kontraindikator) hilfreich. Komplett unrealistische Bear- Case Szenarien sind allerdings extrem selten.