(30.07.2022, 17:58)Skeptiker schrieb: Was ich nicht verstehe:
Erst vergleicht man die Kerninflation der USA und der EU, wo doch die Energie- und Nahrungspreise rausgerechnet sind (wie auch immer...).
Dann sagt man: Enrgiepreisgetriebe Inflation kann man mit höheren Zinsen nicht bekämpfen.
Es scheint ja zugleich eine Kerninflation von 4% im EURO-Land vorzuliegen, von 6% im Dollarraum.
Man kann die (höheren) Preise für Energie (Benzin, Öl, Gas) und Nahrung rausrechnen indem man die
Preise für diese Produkte selbst im Warenkorb nicht berücksichtigt - aber man kann sie nicht komplett rausrechnen.
Hersteller, Produzenten, Transport geben die Mehrkosten ja über höhere Preise bei Waren, Produkten, Dienstlestungen
weiter (=Inflation).
Zitat:Enrgiepreisgetriebe Inflation kann man mit höheren Zinsen nicht bekämpfen.
Normalerweise - hohe Nachfrage - niedriges/knappes Angebot bei Rohstoffen, Waren, Produkten - Preise steigen -> Inflation
Zinsen gehen hoch - Nachfrage geht runter - ggfs. Überangebot - Preise sinken
Wenn die Inflation nicht durch hohe Nachfrage/knappes Angebot steigen sondern durch steigende Energiepreise
(Kosten die weitergegeben werden müssen) dann ist das schwieriger. Auch wenn die Nachfrage zurück geht bleiben
die Preise wegen den höheren Kosten hoch. Es wird schon einen Effekt haben wenn die Zinsen hochgehen - die
Nachfrage sinkt (siehe z.B. Bausektor -> Stornierungen von Neubauten,...) - es gibt aber kein Überangebot an
Baustoffen (die durch die höheren Energiepreise teurer sind) - von daher werden die Preise für Baustoffe nur langsam,
gering oder gar nicht sinken. Bei Dämmstoffen könnten die sogar weiter steigen weil wegen der hohen Energiepreise
die Nachfrage für Dämmungen steigt um Energie zu sparen.
Die Nachfrage speziell nach Energie muss stark sinken (wenn die Zinserhöhungen "ankommen"), gleichzeitig
das Angebot hoch gehen oder nicht zu knapp sein - dann gehen die Preise runter.
Z.B. Öl ist von seinem Hoch schon 20% runtergelaufen weil die Wirtschaft langsam abzukühlen scheint.
Auch die Energiepreise selbst können die Preise indirekt senken - Beispiel Grafikkarten - hohe Energiepreise
machen Crypto-Mining weniger attraktiv, gleichzeitig sind die Cryptos weit vom hoch runtergelaufen - jetzt
bekommst Du Grafikkarten um die Hälfte billiger als noch vor einem Jahr weil die nicht mehr vom Fleck weg
ausverkauft sind.
Unterm Strich sieht es aber schon so aus das Zinserhöhungen auf Inflation durch hohe Nachfrage schneller
bzw. direkter wirken als auf eine Inflation durch hohe Energiepreise -> hier muss zuerst die Nachfrage nach
Produkten sinken, wodurch die Nachfrage nach Energie sinkt und das dann die Energiepreise (die Kosten)
senkt (vorausgesetzt ist gibt kein zu knappes Energieangebot) was dann auch bei den Waren, Produkten
ankommt.
Ohne Ukraine-Krieg und die Verknappung der Gaslieferungen durch Russland, hätten wir keine so hohen
Gas- /Enegiepreise. Dann würden die Zinserhöhungen auch stärker wirken. Theortisch müssten die Zinsen
noch viel stärker steigen um die Nachfrage massiv nach unten zu bekommen - geht in der EU nur nicht
so einfach weil uns dann die Schuldenstaaten um die Ohren fliegen. Von daher werden die Zinserhöhungen
nicht so viel bringen. Ende des Ukraine-Kriegs hätte wahrscheinlich einen stärkeren Effekt.